Schlacht der Bäume

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Ein online-Projekt - Idee: Sophie Reyer/Harald Häuser, November 2020
gedacht als virtueller Theaterbesuch... aus gegebenem Anlass


1. Szene: Kampf

Apokalyptische Landschaft, die an ein Triptychon von Hieronymus Bosch erinnert, sich jedoch in urbanem Setting befindet. Ein riesengroßes Schlachtfeld, auf dem massive Brände lodern. Mischwesen aus Mensch und Baum sind in Umrissen dazwischen zu erkennen. Märchenerzählerin tritt auf.


Märchenerzählerin: Es ist die Biomacht an der Macht.
Die Welt ist jetzt eine Stadt.
Ist eine Stadt, die stumm ist.
Es sind weiße Lappen vor den Mündern. Es ist eine Milchhaut.
Es sind Pilze, die sie gezwungen werden zu essen. Es ist ein verseuchtes Land.
Es sind abgebundene Lippen. Sind Lippen in Laken, in Leinen.
Es sind Kinderlippen in Leichentüchern.
Es sind blutende Nasen von Schülern, Bauchweh im Unterricht, der zwischen verrotteten Trümmern stattfindet.
Es ist eine Lüge.
Es wird totgeschwiegen.
Es sind verfallene Wolkenkratzer.
Es ist eine Glücksinsel, sagt man.
Es ist ein Mann, der auf einem Fahrrad umher fährt, seine Frau zu suchen.
Es ist ein Kaninchen, ohne Ohren geboren.
Es ist Strahlen, Erbrochenes, ausgestorbene Straßentrümmer.
Es sind Gesichter von Menschen, Lappen vorm Mund, die Schlitze der Augen: Schauen, schauen.
Es sind Großstadtgerippe.
Es sind keine Worte darüber.
Es ist ein weißes Tuch im Gesicht.
Es sind verbundene Lippen.
Es sind keine Schlagzeilen mehr.
Es gibt keine Sprache dagegen.
Es wird totgeschwiegen.

Eine Atombombe explodiert.

Sand Blei Chemikalien Achtung.
Das ist ein akutes Strahlensymptom oder.
Der Ozean zieht sich zurück.
Wie unhöflich.
Ehrlich.
Und.
Das ist sowas ähnliches wie Unfallstufen.
Gleich fallen wir um und es mit uns.
Evakuieren sie bitte.
Ganz schnell.
Herzen evakuieren.
Das ist ein super Gau.
Liebe kleine Kinder das ist genau wie ein Super wauwau also don´ worry.
Der Reaktor wird mit Mox Brennelementen et cetera, Ja mox so ähnlich wie Fix und
Foxy.

Röcheln. Einige Menschen mit Mundschutz erscheinen, sind jedoch schnell wieder verschwunden. An ihren malmenden Kiefern kann man erkennen, dass sie kauen.


Alle essen jetzt Reis.
Reißfeste Papieranzüge bitte.
Das ist doch nichts wert.
Also Halbwertszeit.
Das ist die Zeit in der die Menschen nur mehr das Halbe wert sind.
Da wird was zum Schmelzen gebracht ehrlich. Very nice. Heiß.
Weiß sind die Papieranzüge und das ist eine Reinheit sie
verstehen. Nein. Auch in Ordnung. Oder.

Früher da war.
Alles anders.
Golden das Zeitalter und in einer Fülle das sein.
Aber wer hält eine Einfachheit aus in ihrer Schönheit.
Und wen schreckt nicht die Liebe.
Also ging es schnell bergab.
Feuer entdeckten die Menschen und Waffen.
Kams bald silbern, dann bronzen, dann eisen.
Und gegen die Vereisung der Herzen half immer noch die Erderwärmung.
Ehrlich.
Also das ist jetzt: Leben machen!
Wir reproduzieren die Gene!
Wir sind unsere eigene Kreation!
Heißt das: The biological age. Achtung achtung.
Kann ich das mal schnell ausrufen?
Das ist die zweite Genesis this is the Second Genesis sie verstehen?
We are witnessing a remaking of the world.
Sex is no longer needet to reproduce.
Humankind is not spiritual- its material.
Spielzeug lass nach.
Und es ist eine Biomacht an der Macht. Now we control our own destinys.
The Second Genesis is a time of glory during which we shall be freed from the trials and tribulations suffered by humans in the First Biological Age. As we enter the Second Biological Age, we enter an age of tremendous liberation. It is a time when the impossible becomes possible, and the supernatural becomes natural. With the knowledge given to us by the New Eve, our bodies, our behavior, our psychology, and our lives are rapidly changing in miraculous and wonderful ways.

Ihre Stimme wird lauter. Man sieht Menschen, denen Spritzen in die Haut gegeben werden und die sich daraufhin langsam in Bäume verwandlen.


Jetzt werden die Menschen in Bäume verwandelt.
Und die Bäume ziehen in den Kampf.
Und deren Anführerin ist: die Queen of the Biomacht.
Voilá.

Queen of the Biomacht, eine Mischung aus Dogge und magersüchtigem Supermodel, tritt auf.

Queen of the Biomacht: I am the Queen
mit Hakennase
lieblich schlank
Füchsin
Eselin
elsberrot die Lippen
todbleich das Gesicht
die Augen erschreckend blau
ja ich bin eine Sau
Schau
Eule
Wölfin
Tigerin
bin ich nie dahin
weil ich immer bin
I am the Queen

bin eine Hirschin
bin eine Flut
bin ein Wind ein tiefer See
bin eine Träne die von der Sonne fiel
und auch sonst bin ich viel
ich bin eine Falkenfrau über der Klippe
ich kippe und kippe
von einem ins andere sein
bin ein Dorn unterm Nagel
ein Wunder zwischen Blumen gefügt auch
Speer bin ich und Zauberer
bin Welle
Flut und
Kind
bin Schoß jeder Frau
Flamme auf jedem Hügel
die Königin ich bin
I am the Queen
Bienenkönigin
Mieliki in Finnland sagen die
weibliche Spinne
meine Umarmung der Tod
schonungslos
bin auch mal Nachtmar in neunfacher Gestalt
und vielfach gefaltet
bin das starke Wesen von vor der Flut
nie geboren noch gesehn ehrlich

Ich bin die die die Schlacht
der Bäume
zu verantworten hat

zuerst
suchte ich noch Form
in vielen Gestalten
Tropfen in der Luft
leuchtender Stern
Brücke zum Überschreiten auch ehrlich
gereist als Adler
immer schon alt Führer in Schlachten
Baum auch im Dickicht ehrlich
Und Mond als silberner Gong überm Meer
sie her

Sie geht auf einen der Menschen zu, denen eine Spritze in die Haut gegeben wird und der sich langsam in einem Baum verwandelt.

Als die Bäume verzaubert wurden
war Hoffnung für sie
an sie wurde nämlich
Menschenmaterial angenagelt
aus Platzgründen
oder auch: Modern Day Cruzification
sie verstehen
und das hab ich zu verantworten
ehrlich
so geht meine Geschichte

Märchenerzählerin begierig, wieder ins Rampenlicht zu treten: Und ich
ich bin die Märchenerzählerin
diene der Geschichtsschreibung
der Queen
man nennt mich auch
Remote- Controll oder
Berichtertsatterin
ich schreibe die Geschichte
der Menschheit auf Facebook
dank Google
und die ist im Krieg
und geht so:

Also: auf in die Schlacht der Bäume
In der Menschen Material zum Verheizen werden!
Ehrlich!  
Die Erlen in der ersten Reihe!
Sturmführer, ehrlich!
Dann die Mispel!
Soll Mühsal ertragen: ja
Und Birke edelmütig
Haselstrauch als Richter (Hals und Beinbruch)
Stechginster gesegnet (und als Mitgift)
Stacheln bewehrt euch
Pappeln auf in den Kampf
Stechginster sei struppig
bleib ungezähmt
schreite schnell Eiche
vor dir zittern Himmel und Erde ehrlich
grausam und düster die Esche
andre wurden abgewiesen
aber die Kornrade zu Ballen gebunden
Birnbaum hitzig
kämpfte spritzig
hier ist sie
unsere Heldin
voila
and so on
die ganze Nacht
es rockt die Schlacht


2. Szene: Kind

Das Heer marschiert in der suburbanen Perihpherie umher, laut grölend und singend. Da, an einem Mülleimer, nach essen suchend, sitzt Kind. Kramt herum. Die Queen of the Biomacht, die gemeinsam mit der Baumgöttin das Heer anführt, hält inne.


Märchenerzählerin: Aber da
kommt Kind
und siehe: sie alle
ergreifen die Flucht
Frucht von Früchten
von neun Bäumen gepflückt
fallen ins Nichts hinab
fort eilen sie
die Bäume und Pflanzen
in der stark bewährten Stadt ehrlich

Queen of the Biomacht: Steineiche bleib heil!
Sturmspeer Spitze! Feuer ich sie an
aber es hilft nichts
Speerspitzen hat eine
verwundete Hand jetzt
ehrlich
Stechginster groß
wehr dich doch!
Aber wie ungeschlacht die Tanne!
Zorniger Weinstock!
Komm tob!  
Weißdorn stich!
Stechginster beiss!
Wildapfel gesegnet mit Nebel
stechen sollst!
Eibe deine Gaben inmitten von Feuer
lass sie brennen rauschen

Kind: bricht den Zweig ab und genannt sein nach dem Zweig den man trägt
oder

Queen of the Biomacht: Nein!

Kind: Wer bist du?

Queen of the Biomacht: hergestellt durch das Wort der Göttin
das Wunder der Welt: kann nicht entdeckt werden ehrlich
wohn im Spiralschloss
bin Wasser
bin Stern
bin Schlange
bin Kammer
bin Gefäß des Gesangs
bin Gelehrte ehrlich
bin da wo Zwielicht und Schwärze der Nacht sich vereinen
und da wo die Leuchtreklame vom Himmel runter knistert und pisst  
Name des Stirnbands
Name des Firmaments
Name der Sprache
Name des Stirnbands
ich war der Turm aller Arbeit
und hab die Zerstörung gesehen ehrlich
Banner war ich
und stark hier im Land
Thron war ich
Firmament auf der Milchstraße ja
wirbelte oder weilte
wahlweise bewegungslos zwischen den Elementen den Firmamenten: Göttin ohne Boden
konnte reden bevor ich mit Sprache begabt wurde und so fort ehrlich
bin Tanz um das Feuer und zerreiß mit meinen Zähnen das Fleisch der Bäume
Idol aus Stein bin ich ewig deine Queen
bin die Anbetung der Steine
die Erde dreht sich
dass Tag auf Nacht folgt you know
keiner kam näher
dem Himmel als ich echt nicht
Mauern Zerbrecherin
bin ich hoch drei
Baumstumpf und Schaufel
und Fernbedinung in deiner Hand ehrlich
Spinnerin schweig ich nie still
und sing die erhabenen Namen
wanderte lang über die Erde
schlief auf hundert Inseln
und auch mal im Internet
alles hab ich gesehen ehrlich
welcher Baum bitte größer als ich
All- Wesen bin ich
Weizen bin ich reich an Ähren
und Segensprogramm allerhand
hab zweimal sieben und acht geboren
und Mann- Frau
alle einsamen Mörder hab ich
Gebärende
geboren oder
bin Hexe und Zauberstab der Hexen
Farn und ewiger Darm
Gebärmutter und Allesfresserin
blendendes Weiß bin ich und behände
schau meine Hände
sind Flügel sind Dornen
schonungslos
bin Orakelspruch und Würde der Eiche
bin alle vier großen Windrichtungen
und das bewegungslose Herumwirbeln zwischen den Elementen
vielmals übers Moor gezogen
und in rotem Purpur alle Welten bewohnt
Eisvogelqueen
und Beschützerin der Jahreszeiten
bin Lebensbaum der Schoß von Silberschmerzen
die Birke umarm mit meinen Ästen den ganzen Raum ehrlich
Eibe Tod bleierner Schmerzen bin ich weißt
und geschnitten bei Mondfinsternis
als Gesichter
meine Fingerspitzen sind Baummächte ehrlich
spreizen sich so hin von sich
Wesen ohne Atem
doch nur mit Atem zu bezahlen
o ja
Ich bin eine Meereswelle
ich bin das Geräusch des Mondes
ich bin die Schnuppe von Tausend Sternen
und die Kriegerin aller Schlachten
ich bin der Greif einer Klippe
ich bin eine Träne von tausend Sonnen oder
eine Fee zwischen den Blumen
oder wahlweise auch Eber
ich bin ein See
ein Speerspitzen kriegführendes Heer
und eine Fernbedienung
wer ahnt die Phasen des Mondes
wer glättet die Schroffheit der Berge?
Wer pustet dem Wind vertrauen zu? Ehrlich
bin Kranich der schreitet
seine Schwingen ausbreitet ehrlich

Kind: Okay.

Queen of the Biomacht: Der Tag der kein Tag ist verlangt einen Baum
der in die Schlacht zieht
einen Baum der kein Baum ist
wenn die bleiche Herbstkönigin ihre Blätter abwirft
ehrlich
pfropf dich auf die Queen
und erblüh in der Höhe des Jahres
das es nicht mehr gibt jetzt
im Klimawandel
und blende wie Kino in 3 D
willst du ein Baum werden
auserwählt sein?

Kind: Nein

Queen of the Biomacht: Damn
dann
muss ich dich verbannen
woandershin
und nenn es
the world

Sie holt eine riesige Fernbedienung heraus. Sofort erscheint Remote- Control, ein doggeartiger Hund, der Kind mitnimmt.

Märchenerzählerin: the world
so haben sie eine Insel errichtet
die Reichen
die von Red Bull und Skull and bones
die in den Wolken und den hohlen Monden wohnen
und der Queen
eine Insel gebaut
mitten im Ozean
nur für Kind
und sie verbannten es dahin
und die Insel nannte sich heimlich
Lillifee
um nicht so traurig zu sein
ehrlich

3. Szene: Insel Lillifee

Idyllisches Plätschern ist zu sehen. Weite Bläue, Licht und nichts. Eine sandfarbene, schöne Figur tritt auf. Insel Lillifee. Sie trägt ein weißes Kleid aus Sand, das die ganze Bühne ausfüllt.


Insel Lillifee: Darf ich vorstellen?
Ich bin Insel Lillifee.
Treibe so im ewigen See.
Ja siehe : da wischen die Palmblätter auf mir!
Da wispern in verwischter Sonne Flecken über meine Topographie!
Sie sagen: du bist schön und fern Lillie!
Denn eine Insel ist stets eine Sehnsucht.
Weil sie fern ist.
Fern wie Sterne.
Geflügelte Wesen regen sich in ihrem Schatten und an einer Insel wird man nie satt.
Man sucht sie auf wenn man matt ist.
Sonne gibt’s und Bäume werfen kühle Schatten.
Also: auf, auf!
Geh auf mir spazieren!
Es gibt mehr unbekannte Inseln als du zählen kannst!
Find mich, entdecke mich!
Ja, ganz sacht wispert mein Wald nur für dich.
Vibriert.
Ich bin das zerklüftete Schiff im ewigen Ozean.
Bin das dschungelbedeckte Flachland.
Insel Lillifee.
Ganz androgyn und die Korallen weißwieschnee.
Ehrlich.
Rosafarben die auslaufenden Spitzen der wenigen Gipfel, wenn die Abendsonne sich auf mich senkt.
Auch Klippen.
Ich kann dir Oase sein oder Bollwerk und Festung.
Kommt auf deine Sehnsucht an!
Biete Pfauenfederm Fels und Seegras – dies und das, für jeden was!
Freilich auch: Kerzenblüten!
Und aus Lianen Vorhängen umbauschter Urwald.
Dunkel und immergrün duftets aus mir.
Bin so ins Meer gekritzelt: Lillifee, eine namenlose Sehnsucht.
Treib und bin mein eigener Kontinent.
Hin und wieder hängen auch Schaumkronen an mir.
Und an dir?
Aber siehe!
In der letzten Zeit da schäumts so Dinger heran.
Nun ja, Quallen, denk ich mir, die kleinen schillernden Dinger, man kennt das ja.
Aber nein: Muss doch was anderes sein.
Und da seh ich: das ist was Weißes.
Eine Maske!
Aber bei der bleibt´s leider nicht, denn schon bald geht es weiteR:
Blei Chemikalien Achtung!
Plastik überall.
Und ich, die früher so strahlende Insel, hab Kopfweh!
Wie geht es denn dir damit?
Ach!
Das ist ein akutes Strahlensymptom oder?
Die Donau zieht sich zurück.
Wie unhöflich.
Ehrlich.
Und.
Das ist sowas ähnliches wie Unfallstufen.
Gleich fallen wir um und es mit uns.
Evakuieren sie bitte.
Ganz schnell.
Herzen evakuieren.
Das ist ein Super Gau.
Ich will raus!
Raus aus der Donau!
Überall bloss Plastik, ehrlich!
Reißfeste Papieranzüge bitte!
Die Natur ist denen nix mehr wert, ehrlich!
Alles strahlt.
Also Halbwertszeit.
Das ist die Zeit in der Natur nur mehr das Halbe wert ist.
Oder so.
Oder?
Jedenfalls: Da wird was zum Schmelzen gebracht.
Ehrlich. Na Very nice. Heiß.
Weiß sind die Papieranzüge und das ist eine Reinheit sie
verstehen. Nein. Auch in Ordnung. Oder.
Früher da war.
Alles anders.
Golden das Zeitalter und in seiner Fülle das Sein.
Aber wer hält eine Einfachheit aus in ihrer Schönheit.
Und wen schreckt nicht die Liebe.
Genauso wie die Wassergeister.
Also ging es schnell bergab.
Feuer entdeckten die Menschen und Waffen.
Kams bald silbern, dann bronzen, dann eisen.
Und gegen die Vereisung der Herzen half immer noch die Erderwärmung.
Ehrlich.
Also das ist jetzt: Leben machen!
Sie reproduzieren die Gene!
Sie sind ihre eigene Kreation!
Die Menschen!
Und glauben nicht mehr an uns, die Feinstofflichen!
Oder?
Heißt das: The biological age. Achtung achtung.
Wer hat das bloss so schnell ausgerufen?
Das ist die zweite Genesis this is the Second Genesis sie verstehen?
We are witnessing a remaking of the world.
Wir armen Wassergeister!
Sex is no longer needet to reproduce.
Und die Natur wird übersehn.
Und wir Naturgeister erst recht.
Ehrlich.
Humankind is not spiritual- it´s material.
Spielzeug lass nach.
Soviel kaputtes Spiezeug hier im Wasser, ach!
Und an uns glaubt ohnehin keiner mehr, oder?
Und es ist eine Biomacht an der Macht.
Ach!
Rossgeschwader Geißelhiebe Laserstrahlen et cetera.
Rasend die Cyborgs mit den Düsen an den Füßen.
Stahlumglänzte Arme.
Brustgebilde als wären sie aus Chitin. Hochgiftig, das Material.
Schillert und schimmert schau nicht hin.
Radioaktives Gewimmel, mal eben aus der Pumpgun geschleudert.
In Form von: Alpha Beta Gamma strahlen.
Na klar.
Gestreckt wie tot die Zivilisten.
Die Borgs als Gewitterstürme, brausen an der Himmelsplane. Sausen herab. Und wieder herauf.
Kampfjets.
Kämpft jetzt!
Yeah!
Dichtgeschlossen als wärens Heuschrecken, diese Kämpfer.
Steigen: herab, herab.
Hängen vom Himmel.
Lautschmetternd die Schlachtsongs die sie inspirieren.
Mit ihren eingebauten iTunes- Laufwerken.
Mit ihren Silberstimmen.
Schweißerfüllte Sonnen.
Die Opfer sondern Menschenmaterial ab: Urin Kot Schweiß.
Ich weiß ich weiß.
Stahl atmet nicht.
Stahl rahmt.
Vom Windzug eines Streichens nur: fallen die Zivilisten nieder.
Ist ja radioaktiv.
Und diese Schlacht hat sich noch nicht ausgewütet, im Gegenteil, sie fängt erst an.
Sie brütet über der Skyline der Stadt.
Gezückte Laserstrahlen sirren.
Verwirrte Haufen aus Zivilisten, Halbbaummenschen und Cyborgs ineinander verknäult.
Man sucht sich im Tod.
Kriegerhaufen. Gliederhaufen.
Durch einen Riss der Wetterwolken manipuliert die Queen jetzt das Firmament.
Guck: regen. Donner. Hagelschnee.
Nice.
Es ruckelt.
Mit einer Masse licht sinkt alles nieder dass es weh tut.
Die Leiber der Cyborgs sind vielmals in Stahl geschient.
Sind aber nur Rahmen, Folie. Dass die Funkelpracht besser rauskommt.
Innen: nichts zu finden.
Ist wie in Dosen.
Nein, es geht nimmer, ehrlich!
Ich ruf nun ein Treffen aus, oder?
Für die Naturwesen, ehrlich!
Oder?
Ja!

Bewegt sich ein wenig, da streift das weiße Kleid aus Sand, das die ganze Bühne überzieht, eine sachte Brise. Kind wird angeschwemmt. Es steht auf, reibt sich die Augen.


Nanu! Da hats was angespült!
Wer bist denn du?

Kind: Ich bin das Kind
ich hab die Sonne in der Hosentasche
und die Koralle
und die Muschel in der die Welt klingt
von grünem Glas bin ich
und von Segen nass
hast mich nicht gesehn
hab ich mich schon wieder
verändert
erinnerst du dich
ich bin voll fremder Gassen und Bläue
und ich leb solang ich leb
und weil ich im Moment bin
ist das: immer
eine Muschel begleitet mich als Sehnsucht so
lass ich mich treiben bin
mein eigenes Segel
weiß nie wo ich sitze und weiß nur
ich bin
ich bin das Kind

Insel Lillifee: Okay okay
lass meinen Saum
geh zurück ins Wasser
und Träum deinen Sehnsuchtstraum

Kind: Geht nicht.

Insel Lillifee: Warum.

Kind: Die Queen.
Sie hat mich hierher verbannt.

Insel Lillifee: Ganz allein an den Strand?

Kind: Ja.
Und verbrannt.
Weil sie Angst vor mir hat.

Zeigt seine Brandwunden her, die sich in Form von rötlichen Striemen in die Haut hinein gegraben haben.

Insel Lillifee: Na gut.
Ich teil mein Gewand.

Kind: Ehrlich.

Insel Lillifee: Aber nur bis es Nacht wird.

Kind: Okay

Kind kuschelt sich in den Saum. Schläft langsam ein.

4. Szene: Odyssa

Kind und Insel Lillifee schlafen. Da kommt in einem riesengroßen Schlauchboot Odyssa heran geschwommen. Sie sieht ein wenig aus wie eine moderne Piratin, mit Tatoo


Odyssa: Also am Anfang. Da war Wind. Dann bin ich verschwunden.
Ja. In alle Richtungen und so.
Krieg sagten die.
Es war eine Biomacht an der Macht.
Und wir mussten kämpfen.
Ich als Frau also dachte: jetzt zieh ich mir mal die Hosen an.
Nachdem die Schlachten des Feminismus ohnehin alle gescheitert waren beschloss ich, Kriegerin zu spielen. Auf eine ganz und gar andere Art.
Aber ich sag euch: das Schlimme, das ist nicht der Kampf.
Das Schlimme ist die Heimreise.
Die Wiederkehr aus dem Krieg. Das Kämpfen also: kein Ding!
Odyssa hat ihr Maschinen Gewehr!
Sie ist nicht groß, aber schlau.
So war ich: Kriegerin:
Singend im Schlachtgetümmel.
Ein Gewimmel wie im Wind.
Alle zitterten, ehrlich!
Bloss ich nicht.
Immer hatte ich eine List im Hirn.
Und ein schönes Märchen auf den Lippen in der Dunkelheit.
Mund rot.
Blick frei.
Zu allem bereit.
So paddelte ich durch den Kampf in meinem Schlauchboot.
Rettete die Gestrandeten.
Und dabei war ich auch noch schön!
Und medientauglich1
Ehrlich!
So posierte ich bald schon.
Vor den Kameras.
„Was machen sie, wenn sie wieder daheim sind, Odyssa?“
„Kann man Grönland noch retten, Odyssa?“
„Wann, o Odysssa, wird der Kapitalismus besiegt?“
Und ich, schön wie eh, ich antwortete.
Die Haut rot wie Leprosie
Leben im Tod war ich.
Damals, in dieser Schlacht.
Ja: alles Blut hab ich gerinnen lassen.
Vor allem mit meiner List.
Als Frau getarnt schlich ich mich in die Camps.
Und stellte das Auto auf.
Pferdchen aus Blech.
In dem aber war eine Bombe.
Tick tack.

Und während die Piratin schnell noch ein paar Flüchtlinge in ihrem Schlauchboot rettet, da explodiert sie auch schon.

Und sie, die Kapitalisten, mit ihnen1
Have fun!
Stolz war ich da, in meiner Schuppigkeit: Panzer- Girl
Das Spiel ist aus, ich hab gewonnen! Dachte ich!
Dann aber, auf dem Heimweg, kamen wieder Winde.
Es waren jedoch nicht dieselben, die mich in den Kampf getrieben haben.
Nein: andere warens.
Und jetzt: Irrfahrt.
Mir ist ganz leer und ausgetrocknet im Hirn.
Wie eine Boie schaukel ich hin und her auf meinem Schlauchbott.
Wohin wollen sie bloss, diese Stürme?
Wem hat die Luft die Winde geschenkt?
Hier steckt alles fest.
Und ich bin mir nicht sicher:
Ist da ein einäugiger Riese, der sich Niemand nennt und mich fressen will?
Oder bloss ein Zauberer, der mich in ein Schwein verwandelt?
Nein: bin ich vielleicht schon ein Schwein?
Ich dachte immer, die Kapitalisten sind die Schweine.
Aber wenn man so einen Hunger hat, dann verdreht sich irgendwie alles.
Ehrlich.
Und: Durst.
Dabei ist doch überall Wasser.
Meer nennt sich das, oder?
Ja, Meer. Ehrlich!
Und- sie werden lachen- mit einem Mal mein ich, das Meer hat doch einen Gott.
Aber der ist ein Macho.
Ein Arsch, der mich in den Tod schaukeln will.
Oder?
Neptun nenn ich ihn einfach.
Weil: es ist doch gut, wenn der Feind einen Namen hat, oder?
Die Wahrheit aber ist: ich weiß nicht mehr sicher, wer der Feind ist.
Kenn mich nicht mehr aus.
Und selbst, wenn der Feind vernichtet werden sollte, dann hat die Erde sich ohnehin schon
längst selbst auf dem Gewissen.
Also ohnehin alles Kamikaze.
Oder.
Trotzdem: Odyssa will nicht ertrinken!
Odyssa!
Ach, jetzt rede ich schon über mich in der dritten Person.
Ertrinken: das ist ein Geräusch, das durch die Nasenhöhlen schießt, denk ich mir.
Aber wer weiß das schon so genau angesichts dieser Winde?
Da: hinten: ich seh was.
Ein Ufer.
Oder?
Ist das Europa?
Aber wer sagt denn, dass ich in Europa gerettet bin?
Da gibt es doch auch Corona, oder?
Wie gegen den Virus kämpfen, den wir längst verinnerlicht haben?
Ist das das Ende?
Egal, jedenfalls: es blähen sich die Segel im Hirn.
Odyssa verschwindet.
Sie kennt sich nicht mehr jetzt.
Sie weiß nur noch: da war Wind!
Oder?

Sie strandet auf Insel Lillifee. Zieht ihr Schlauchboot an Land, schläft langsam ein.

5. Szene: Begegnung

Odyssa wacht auf und berührt den sandigen Saum.

Odyssa: Wer bist du?

Insel Lillifee: Insel Lillifee

Odyssa: Und sonst? Ist noch wer hier.

Insel Lilliffee: Kaum wer. Nur ich.
Außer einer: Man hat ein Kind auf mich verbannt.
Ein Verbranntes.

Kind erhebt sich vom Saum der Insel

Kind: Mich.

Odyssa: Das riecht nach Hoffnung.

Insel Lillifee: Es riecht nach Rauch.

Odyssa Alles offen. Oder.

Insel Lillifee: Mein ich auch.

Odyssa: Vielleicht gelingt es dir.
Die Queen in einen Menschen zu verwandeln.
Es heißt, Kinder können das, weißt.

Kind: Meinst du wirklich?

Odyssa: Vielleicht.

Insel Lillifee: Das wäre Rettung.
Für unsren Planeten.

Odyssa: Lasst uns überlegen

Insel Lillifee: Ja

Odyssa: Ich habs.
Schlau bin ich ja.
Und listig.
Die listige Odyssa nennt man mich auch.
Also, passt auf: Lieben müsst sie.
Wahrscheinlich.

Kind: Was heißt das.

Odyssa: Das ist, was Menschen ausmacht.
Dann würd sie nimmer so wüten.
Würd zurück gestuft werden in der Existenz.
Ja: bis hin zur Baumwerdung.
Oder.

Insel Lillifee: O ja.

Odyssa: Dann lass uns rudern.
Dahin wo die Schlacht ist.

Insel Lillifee: Nicht nötig.
Die Schlacht.
Sie kommt bereits her.
Da übers Meer.
Eine Riesin, die sie anführt.
Die Baumgöttin: Schauschau.

Baumgöttin, eine riesige Figur mit Rindenhaut und langem, wallendem Laubhaar, das bei jedem Schritt raschelt, tritt auf. Sie hat lange pinke Fingernägel aus Borke und trägt blätterartige Strapse.Sie schreitet über das Meer bis hin zur Insel Lillifee.  


Baumgöttin: Ich bin
die Baumgöttin
mein Blut oder Körper
hat viele Arten von Eigenschaften
Früchte von Obstbäumen
Blüten der Bergprimel

ich kenn das Licht das Glanz heißt
Feuerstrahlen verbreitet
hoch über der Tiefe
Rauchwolken
zwischen Küste und Meer
ehrlich
reiste über die Erde
dann war ich weiser

Früchte- Mann und Blumenfrau
Auf in den Kampf!
Bin die neunte Welle der See
ehrlich

bin
starker Häuptling Schwarzdorn
unbeliebter Weißdorn
Stechginster wüst
ich zähm dich noch ehrlich!

Sie wendet sich den Fischen und Vögeln zu und gibt ihnen Spritzen in die Haut, sodass sich diese in baumartige Mischwesen verwandeln und sofort Wurzeln schlagen.



Werd Teil von meinem Heer!
Yeah.
Damit die Queen dich verheizen kann.
Ja: Verheizen, nicht verzeihen.
Auf in den Abgrund!
Und Queen of the Biomacht!
Ehrlich!
Yeah!

Märchenerzählerin: Schlacht der Bäume
die Vogelmaschinen
sie nagelten sie an
die Menschen
denen ich zuvor
Rindenimplantate in die Haut
hinein gespritzt geritzt
sie nagelten also
sie hämmerten und hieben
der Kampf! es rollten
einhundert Köpfe
und mehr
und Gräser und Bäume eilten
hoch hinter der Stirn ehrlich

Speer!
Speer um Speer!
So hieben die Maschinenvogerl
den Menschen ihre Nägel ins Fleisch
und fixierten sie an den Bäumen
Ja: Speer um Speer!
Ein Heer!
Her!
Dann begannen die neu auferstandenen
Bäume zu kämpfen
sie hatten jetzt Arme und Beine
und waren befreit
nein


7. Szene

Märchenerzählerin: Doch bald schon:
Da spricht sichs herum.
Auf dieser Insel Lillifee.
Da kämpft Odyssa weisswieschnee.
Die Piratenbraut.
Aus Panzer und Licht gebaut.
Mit Kind an ihrer Seite.
Wie wacker sie den Weg beschreitet.
Es scheint als wär
das Gewinnen der Bäume
nur einer ihrer Träume
Und siehe:
da muss sie selber einmarschieren.
Die Queen.
Und alles neu sortieren.
Oder?

Queen of the Biomacht betritt Insel Lillifee. Geht auf Kind zu und will ihm sofort eine Spritze in die Haut geben. Kind weicht nicht zurück.

Queen of the Biomacht: Hab Angst vor mir
aber schnell
denn ich bin die die dich verbannt
und verbrannt hat
auch wenn ich jetzt im Panzer kämpf
und eher als früher aussseh wie Baum und Mensch:
Ich bin allmächtig  
Die Menschen belüg ich denn ich meins mit ihnen gut
Ich schnei auf die Eiszapfen der Zeit ewig
bin Berge und Schwefel
glühende Steine
bin Erde im Innern
spei auf die blauen Himmel der Welt mit meiner Seligkeit
glitzer als Sonne in Scherben

Kind: Ich bin das Kind das an das glaubt
was kein Ziel hat
von selbst kommt dann
die Erfüllung ehrlich
aber man sagt nur: Immerhin
denn darum geht es nicht mehr
ich habe vergessen
bin untergegangen im Spiel
und die Freude geworden
Ich bin das Kind das an das glaubt
was kein Ziel hat

Queen: Früher war ich krank
Fieber und
Gier im Blut
jetzt brenne ich nicht mehr
du bist gut

Kind: Ich bin ich weiß nicht
Hab Nägel genagt
und Schimmel gefressen ehrlich
Ich bin die Spinnerin
ich bin das Kind
ich bin die der Schnee gefangen hat
mit den Kopf in allen allen Büchern
und ich hab den Himmel gefressen
und lass auf mich warten wie Wind
weil ich Zeit hab
drei Nächte lang hast du mich
auf den Bauch gelegt dass ich
die Sternen nicht sehe egal
sie singen immer noch
auch wenn jeder sagt dass nicht wahr ist
was ich erzähle egal
Schnuppenstimme
wie samt wenn der Himmel lacht oder

Queen of the Biomacht:  Warum hast du keine Angst vor mir?

Kind: Bist ein Gott der kein Auge hat.
Ich blüh lieber.

Queen of the Biomacht: : Einmal leben.
Einmal weinen können.
Aber ich kann kein Mensch sein.
Verkohlt
verwelkt
abermals blüht
leben

wohin

Kind: Ich bin ein Sarg für die Liebe und erfind sie neu
das bisschen Flügel bin ich mit dem alles neu beginnt ehrlich
und ich liebe die Bücher die ich nicht kenne
und die Welt die überall anfängt

Queen of the Biomacht: Nichts als Nacht bin ich
All und Tod
so groß als Nichts
und Queen
euer Leben ist kurz
ich aber kann nie schlafen
bin immer der Tod in meinem eigenen Haus
und darum ewig
bin der Morgen der immer graut

Kind: Kannst du spielen?
Ich kenn einen Stern den es nicht gibt.

Queen: Und?

Kind: Der singt.

Queen of the Biomacht: Stimmt nicht.

Kind: Ich bin ein Spinner.
Ich bin gerade aufgewacht.

Queen of the Biomacht:  Ich bin das immer andere
und sterb in dir

Kind: Ich merk davon nix
Und bald hab ich wieder Urlaub
und bin in allen Quellen oder
und bis dahin
warten sie

Queen: Die Schlacht der Bäume hat sie längst begraben

Kind: Egal
Zwischen den Stämmen ist überall Himmel
soviel dass zwei Augen nicht reichen
da passt er gar nicht rein, ehrlich
Schmelzend ist die Sonne Silber im Haar haha!

Queen of the Biomacht:  Die Welt ist nicht schön.
Die Bäume sind im Krieg.

Kind: Aber das Licht ist schön.

Queen of the Biomacht:  Man muss sich an den Krieg erinnern sagen die einen
man muss ihn vergessen die anderen
das Leben beginnt wenn man ihn vergisst
aber auch der Krieg beginnt wieder wie
also weiter?
Ihr entkommt mir nicht: Das ist die letzte Schlacht!
Ich bin der Schlamm eines uralten immer neuen Meeres
das ihr nicht los werdet!
Ehrlich!

Queen of the Biomacht:  Du bist ein Kind?

Kind: Ich bin laut und singe.

Queen of the Biomacht:  Ich bin immer wieder als Sintflut herstellbar
kein Problem

Kind: Darf ich auch Radioaktivität haben?

Queen of the Biomacht:  Haha
ja gern. Alles strahlt.

Eure Erde.
Die ist kein Planet mehr.
Kreist in der Finsternis.
Ball ohne Ursprung.
Hohl wie die Hirne der Menschen.
Mond ohne Licht.

Kind: Mensch bin ich.
Jeder Mensch ist eine verlorene Oase.

Queen of the Biomacht: Schade.

Kind: Es gibt nichts zu gewinnen.

Queen of the Biomacht:  Ich liebe die Sieger.
Ich bin der Tag der kein Tag ist
einen Baum will ich
ehrlich
Herbstkönigin
Blume bin ich
Rose im Tal
und All
Töchter unter Dornen
Queen of the Biomacht
Leben von drei Hürden und ewige Quelle
Leben von Frauen und Adlern
Leben von Licht
bin eine Lampe wie die sieben Planeten am Himmel
geb mein Licht an die Sonne weiter mal eben so
okay
ich bin die ewige Blutschwester
fest und fester
Schlange bin ich und malmender
Kieferknochen der Welt
Schwirren der Luft manchmal manchmal aus goldenem Laub auch mein Haar
als im höchsten Himmel geborene bin ich Adlerin
Silberne Insel und Sakralkönigin

Kind: In Seegras und Schilf
löst du dich auf
wie alles

Eiche die zwischen den Himmeln steht
am Ufer
und als neunte Welle des Meeres geboren oder

Queen of the Biomacht: Falter Schmetterling Vulva bin ich
aber immer leer in deiner Hand ehrlich
Flattermäuschen Sperlingsweibchen bin ich dein
fahr durch dich wie farbiges Glas
wie Lichtspiel mal ich
mich dir ins Aug
ewig mal ich mich
dir ins Aug
bin Traum von Träumen beleuchtet
Falterchen lach ich
laut gegen deine innere
Wand

Kind: Ich halt deine Hand
Auch wenn du mich einmal verbrannt hast.

Queen of the Biomacht: Lass!

Kind aber greift nach der Hand der Biomacht. Mit einem Mal schlagen die Brandwunden über, und auch die Queen bekommt Wunden. Sie lässt die Spritze fallen. In dem Moment sieht sie Odyssa neben ihrem Schlauchboot auf Insel Lillifees Saum stehen. Sie sinkt bewusstlos nach Hinten.

8. Menschwerdung der Queen

Queen of the Biomacht: Ich bin der
Schlaf der Vernunft
die Kontrolle der Masse
aber subtil
Wie Windhauch
verwandel mich in Gold
in deinem Bauch: Gondel
und heimlicher Herzensgong

Rinn innen wie Bottich
aber wühl bloss nicht
in meinen Rundungen weil
die gehören mir
allein weißt
alles bin ich in
einem Atemzug wachsen mir
Federn aus den Fingern
Schwingenhände
Flutsch!
Wie groß die Augen Flügel sind
bin ich der Mond
und verschwunden in ihm

Kind: Ich such dich
Dann werden deine Augen brennen
ehrlich

Maske und Mammutton bin ich manchmal
doch du findest mich nicht
Na egal
Ein Strom Blut von mir
für eine Schale Blut von dir
okay

Ich bin eine Feder weißt
Ich bin ein Schmetterling aus Blei
aber ich flieg weiter
auch wenn du Krach machst
in meinem Gehirn: egal!
Ehrlich!
Ich bin ein Berg aus Steinen
den keiner will
egal

Queen: Was willst du von mir.

Kind: Dass du Mensch wirst.
Dass du lieben lernst.

Queen: Ich fürchte, ich lieb schon.

Kind: Wie.

Queen:Ich hab sie am Ufer gesehen.

Kind: Die Piratenfrau.
Odyssa.

Queen: Ja.
Ihre Haut. Sie ist aus Sand gebaut.
Und ist doch nicht die Insel.
Ich will sie frei lassen.
Ist das Liebe.

Kind: Ich weiß nicht.

Queen: Was heißt das.

Geh auf die Reise.

Queen: Wie.

Kind: Du musst ihr begegnen.

Queen: Du meinst.

Kind: Ja.

Queen: In Ordnung.

Kind: Und dann.

Queen: Dann nichts.

Kind: Aber was heißt das?

Queen: Menschwerden. Leben.
Leg die Maske ab.

Queen nimmt ihre Maske ab. Ein riesiges Rauschen durchzuckt den Himmel. Verwandelt steht sie da,

Queen: Und das ist jetzt was?

Kind: Der Anfang?

Queen: Wovon?

Kind: Von allem.

Queen: Ja?

Kind: Ich glaube. Ja.

9. Eine Liebe

Queen of the Biomacht läuft Odyssa nach, die die Flucht ergreifen will, als sie sie erblickt. Kind folgt den beiden mit staunenden Augen.

Queen of the Biomacht: Warte.
Seid ich dich.

Odyssa: Wie.

Queen of the Biomacht: Will ich leben. Mensch sein.

Odyssa: Du meinst.

Queen of the Biomacht: Sei meine Frau.

Odyssa: Wie.
Das geht nicht.
Du müsste dafür die Exsitenz ändern.
Die Maske abnehmen.
Dich rändern.
Ändern.
Gendern.

Queen of the Biomacht: Egal.
Seid ich dich sah.
Ist es das was ich will.
Das Einzige, ehrlich!
Dass ich Mensch werd.
Will bei dir sein,
Wie heißt du?

Kind: Wie herrlich!
Das wollten wir doch!

Odyssa nimmt Kind bei Seite: Kind, ich liebe sie nicht!

Kind: Du wolltest die Welt retten.
Oder.

Odyssa: Mich opfern?
Für diese Maschine?

Queen: Ich zieh alles aus.

Odyssa: Das hilft nix.

Kind: Ich werd ganz anders.

Odyssa: Keiner entkommt sich.

Queen: Keiner ist einer.
Ich bin viele.
Bin die Queen.
Die Göttin, die alles kann.

Odyssa: Du kannst nicht lieben.

Queen: Dann bring es mir bei.

Kind: Bring es bei!

Odyssa: Mein Fleisch.
Für das der Welt.
Also gut.
Aber dann.
Lasst mich begraben sein.
Eine Insel werden.
Wenn alles vorbei ist.

Queen: In Ordnung.
Fein.
Hauptsache deine Liebe.
Mit dir sein.
Nein?
Odyssa lethargisch: Ja

Kind: Also weiter?

Die Queen of the Biomacht legt die Maske ab. Hinter dem doggeartigen Gesicht kommt das schöne Antlitz einer Frau hervor.

Odyssa: Dein Gesicht.

Queen: Was.

Odyssa: Schön bist.

Queen: Kannst du mich lieben?

Odyssa: Hat das damit zu tun?

10. Szene

Eine abgefuckte Neubauwohnung. Queen und Odyssa sind jetzt ein alterndes Ehepaar. Sie hocken am Tisch mit blümchenbemusterter Decke und schweigen vor sich hin. Beide rauchen, trinken Tee. Der Fernseher läuft. Sie schweigen.


Märchenerzähleirn: Und siehe.
So verstreichen die Jahre.
Und wie es ist mit der Liebe.
Wechseln Wunden und Kampf einander ab.
Die Schlacht der Bäume, sie tobt jetzt daheim.
Innen, ganz heimlich.

Queen of the Biomacht: Ich liebe die Liebe.

Odyssa: Ja. Aber liebst du mich?

Queen of the Biomacht: Hin und wieder werden wir frieren.

Odyssa: In meine Träumen bist du zärtlich.

Queen of the Biomacht: Das ist aber keine Nachricht von mir.

Odyssa: Nein.

Queen of the Biomacht: Sprich weiter.

Odyssa: Mir ist kalt.

Queen of the Biomacht: Ich höre dir zu.

Odyssa: Bäume können frieren.

Queen of the Biomacht: Du hast doch noch Blätter.

Odyssa: Wenige.

Queen of the Biomacht: Deck dich mit dem Laub zu.

Odyssa: Das taugt nichts mehr.

Queen of the Biomacht: Wir hätten nie zusammen leben sollen.

Odyssa: Vielleicht.

Queen of the Biomacht: Du brauchst mich nicht.

Odyssa: Schon möglich.

Queen of the Biomacht: Wir hatten gute Tage.

Odyssa: Ich friere.

Queen of the Biomacht: Das bleibt also?

Odyssa: Ja.

Queen of the Biomacht: Nichts.

Odyssa: Ja.

Queen of the Biomacht: Ich liebe dich.

Odyssa:Nein: du willst dass ich dich brauche.

Queen of the Biomacht: Immerhin.

Odyssa: Manchmal im Traum rede ich zu dir aber dann erwache ich an dem was ich sagen wollte.

Queen of the Biomacht: Schade.
Das führt uns nicht weiter.
Ich kann nicht.
Meine Waffe.
Ich richte sie jetzt gegen mich.
Baum werden.
Die Bäume in den Sand graben.
Das ist das einzig mögliche.
Denn du, Odyssa.
Du bist da und ich dort.
That´s all.

Sie steht auf und geht. Odyssa dämpft ihre Zigarette aus.

11. Szene:

Zurück auf der Insel. Kind sitzt im Wald und spielt mit Muscheln, die es auf seine Brandwunden legt. Odyssa erscheint, mit ihrem großen Schlauchboot kommt sie angeschwappt.


Odyssa: Die Queen.
Sie ist verschwunden.

Kind: Wusste es.

Odyssa: Wie.

Kind: Es war die Zeit.
Sie wird Baum geworden sein wollen.
Sich selbst zum Opfer gemacht.

Odyssa: Warum.

Kind: Vielleicht weil sich in der Liebe alles umdreht,

Odyssa: Bullshit. Ich geh sie suchen.

Kind: Vergiss. Sie ist eine Birke.
Ich weiß wo sie steht.
Lassen wir sie dort büßen.
Bis sie sich selbst zu Füßen liegt.
Als wurzeln und Leben.

Odyssa: Du redest in Rätseln.

Kind:  Damit alles neu beginnen kann, dann.

Odyssa: Du musst sie suchen.
Ihr sagen, dass es mir Leid tut.

Kind: Wieso.

Odyssa: Es war unser gemeinsamer Plan.
Weißt du noch.
Wir schulden es Insel Lillifee.

Kind: Ich dachte, du hast dich für sie bloss geopfert.

Odyssa: Ich weiß nicht.
Vielleicht die Zeit.
Ich lernte.
Sie zu lieben.
Wie sie von mir.
Ich lernte.
Es gibt keine Opfer.
Finde sie wieder.
Bitte, Kind.

Kind: Ist gut.

Findet die Queen of the Biomacht auf, die in eine Birke verwandelt in einer suburbanen Landschaft steht.

Was willst.

Kind: Ich hab eine Frage.

Queen of the Biomacht: Birken sprechen nicht.

Kind: Du schon.

Queen of the Biomacht: Warum.

Kind: Weil du die Queen bist.

Queen of the Biomacht: Woher weißt.

Kind: Keine Ahnung.

Stille.

Queen of the Biomacht: Gut. Und.

Kind: Was und.

Deine Frage.

Kind: Gibt es die Ewigkeit

Queen of the Biomacht: Ja - von dem was war

Kind: Unser Leben bleibt also eins nach dem andern: Geburt und Tod.
Ja?

Queen of the Biomacht: Das ist die Ewigkeit.

Kind: Versteh
Früher standen hier Birken
Jetzt ist Schlacht und Nacht

Queen of the Biomacht: Berühr mit deinen beiden Fingern meine Augen

Kind: Und jetzt? Du bist die Queen?

Queen of the Biomacht: Man wird kurzsichtig

Kind: Warum siehst du meine Füße an?

Queen of the Biomacht: Du hast die Schuhe ausgezogen.
Kind: Ja.

Queen of the Biomacht: Wurzeln könnten das sein.

Kind: Was denkst du denn?

Queen of the Biomacht: Ich mag Tote und Bäume.

Kind: Wieso?

Queen of the Biomacht: Sie betteln nicht.

Kind: Und du?

Queen of the Biomacht: Ich leck an der Geschichte der Welt. Schreib sie auf, leck sie weg, schreib sie wieder auf. Jetzt bin ich müde. Lass mich schlafen. Weck mich, wenn wir anders sind.

Kind eilt zu Odyssa, die am Saume Lillifees mit den Wellen spielt.

Kind: Odyssa.
Hier steht sie.
Die Queen!
Als Birke!
Ich wusst es!

Odyssa: Was, hier auf dieser Erde?

Kind: Ja.

Odyssa: Dann bin ich glücklich.
Muss nichts mehr sein.
Wenn sie nur auf dieser Insel.
Derselben erde wie ich.
Ehrlich!
Hat sie mich gesucht?

Kind: Vielleicht bloss ein Zufall.

Odyssa Ja.

Kind:Und jetzt.

Odyssa Ist sie schlafen.

Kind: Ja.

Odyssa Bewach ihren Schlaf. Tu das, was ich nicht kann.

Kind:Warum kannst nicht.

Odyssa Es ist zu spät.
Es würde zu weh tun.
Sie als Baum sehen.
Sehen was ich verloren hab.

Kind: In Ordnung.

Odyssa: Danke.

Kind: Ja-
12. Szene:

Die Sonne geht auf.

Kind: Es ist morgen.
Du kannst jeden morgen anders werden.
Wach auf, Baum,
Birkenqueen.

Queen: Und?

Kind: Jetzt erzähl mir.
Wie bist du gestorben?

Queen of the Biomacht: Tausendmal.
Baum gefällt.

Kind: Ja?

Queen of the Biomacht: Ja.

Kind: Warum lachst du?

Queen of the Biomacht: Leben und sterben das ist wie Neuschnee.

Kind: Bist du weiß.

Queen of the Biomacht: Weiß wie Schnee.

Kind: Eine Birke?

Queen of the Biomacht: Auch. Ich bin alles.

Kind: Ich möchte eine Baumkrone haben. Ich bin jetzt erwachsen. Ich kann zahlen.

Queen of the Biomacht: Eine Baumkrone ist nicht berechenbar.

Kind hört nicht hin: Hast du eine Weiße?

Queen of the Biomacht: Wie Schnee!

Kind: Du bist die Queen?

Queen of the Biomacht: Ja!

Wanderer: Ich kenn dich. Aus dem Fernsehen.
Du bist alt geworden.

Queen of the Biomacht: Ich weiß.

Kind: Wie bist du gestorben.

Queen of the Biomacht: Weiß.

Kind: Als Birke.

Queen of the Biomacht: Schon möglich.

Kind: In der Schlacht der Bäume.

Queen of the Biomacht: Und du wen suchst du?
Ich suche einen Garten.

Queen of the Biomacht: Für die Baumreste.

Kind: Ja.

Queen of the Biomacht: Ich möchte schlafen. Nie gelebt haben.

Kind: Nie eine Göttin gewesen sein.

Queen of the Biomacht: Du hast aber gelebt.

Kind: Und sonst?

Queen of the Biomacht: Wir verletzen uns nicht mehr, wir sind gestorben.

Kind: Immerhin.

Queen of the Biomacht: Und sonst?

Kind: Ich rausche.

Queen of the Biomacht: Immer noch? So lächerlich ist der Tod?

Kind:Ja.
Ich bin die Göttin der Bäume.

Queen of the Biomacht: Man sieht dir nichts an.

Kind: Du bist jetzt Mensch.

Queen of the Biomacht: Und.

Kind: Irrtum ist deine Pflicht.

Queen of the Biomacht: Ehrlich?
.
Queen of the Biomacht: Glaubst du an Revolutionen?
Wo?

Queen of the Biomacht: Vielleicht auf einer Insel?
Ja.

Queen of the Biomacht: Dann bau mir eine wenn ich tot bin.

Kind: Wann ist das?

Queen of the Biomacht: Immer schon.
Jetzt.

Sie rollt sich zusammen.

Kind: In Ordnung

Geht ein Stück weiter zu Odyssa, die im Sand sitzt und dabei ist, ihre Beine einzugraben, weil sie die Hoffnung aufgegeben hat, die Queen weder zu sehn.

Kind: Was machst da.  

Odyssa: Ich grab mich ein.
Will ein Baum werden.
Endlich genug von den Irrfahrten.
Hier bleiben.
Hier auf meiner Insel.
Dann bin ich wenigstens eins mit der Queen.

Kind: Nein.
Jetzt hab ich sie nämlich.
Die Queen.
Sie ist ein Mensch geworden.
Und dann ein Baum.
Hat alles ausgehalten.

Odyssa: Egal.
Vorbei ist es jetzt.
Die Insel alt.
Sie will schlafen.

Insel Lillifee: Genau.
Lasst mich.

Kind: Verdient hast dir deinen Frieden!

Queen: Eben.

Will weiter graben.

Kind: Nein!
A man is no island.
Wir zwei sind nicht alt.
Wir bauen eine Neue.
Aus dem ganzen Plastik.
Ehrlich.

Lasst uns aus dem Plastik ne Insel binden!
Und darauf eine neue Heimat finden.
Eine Insel in der keine Biomacht ist!
Ehrlich!

Odyssa: Was brauchst du dafür mich.

Kind: Alleine ist man keine Arche.
Wir aber bauen eine.
Von jedem nehmen wir einen mit!
Fabelwesen, alle an Bord!
Die Welt vernichten.
Dass es wieder werden kann wie früher.
Wie zuerst.
In der Nachhaltigkeitsblase.
Ja?
Die Erde macht das allein, oder?
Zuerst sind so Menschen in die Zeit hinein gestreut.
Und haben Bindehäute zwischen den Händen.
Und glätten einander die Gesichter.
Und ihre Finger umstricken einander  sind Halteseile.
Und sie hören den lispelnden Himmeln zu.   
Und entsteigen dem Schweigen manchmal.
Und machen sich auf am Morgen.
Und wissen: Als außen und innen sind sie ineinander verklammert.
Und die Jungen ziehen den Alten die Jalousien ihrer laschen Haut zu.
Und wohnen in den Falten der Alten.
Und wenn die Nacht herankriecht  ist der Schlaf eine Koje und-
und sie geben einander Wörter:
Ehrenwörter, Sonnenwörter.
Gebogene und gebongte.  
Bunte  bucklige  gestrickte Wörter.
Und karo gemusterte Wörter  
Gemolkene und milchige.
Zum Frühstück schenken sie einander Lispel Gras und andere Wucherungen.
Und das Aufknacken der Momente ist nicht mühsam.
Und die Drehleier der Gedanken wird ausgelacht.
So sind diese Menschen in eine Zeit hinein gestreut, die leuchtet.

Sie beginnen, aus dem angeschwemmten Plastik eine Insel zu errichten. Da fällt ihnen der zusammengerollte Körper der Queen auf.


Odyssa: Und die Queen, Käptn´Kind,
Soll die mit?

Kind: Wenn sie still ist.
Was solls wieso nicht.
Ist ja der einzige ihrer Art!
Oder?

Märchenerzähleirn: Und siehe:
Fortan sang sie.
Die Queen.
In einer Sprache, die nur Kinder verstehen.
Und verrückte.
Vom Beginn eines neuen Lebens.

Und ihr Gesang geht so drückt auf eine Fernbedienung, Queen erscheint und singt:


Epilog: Göttin von morgen

Queen: Göttin von morgen
du bist
dein Verhältnis zum Schmerz

Ausbluten Dauer und Mut
bist das Zeichen der Schwäche
gegen alle Likes alle Sinnhaftigkeiten

kein Selfie kriegt dich
keine Kunst kein Kommerz
du bist
dein Verhältnis zum Schmerz

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz
Gänsehaut so
weil alles anders ist während
die andern
in der Hölle des Gleichen gefangen

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz

Fülle aus Lachen
Leib nie mit seinem Wert ident
immer woanders schon bist du
schonungslos

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz
hast keine Wünsche und Vorlieben
abgekoppelt Hand Arm Fuß und Wort
gegen alle Analgetika alle Motivationstrainer
homeless
und ausgerichtet auf ein Du
das den Riss beibringt
immer wieder
an den Rändern

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz
Ferment der Revolution
unterdrückt
gewürgt
verdrängt

bist die für die das Rauchverbot gilt
Virusträger und Wunde
Falte im Gesicht
nicht messbar nicht zählbar
kannst bloss erzählen
von einem Geheimnis dass du nicht kennst
aber das ohne Worte
die anderen kriegen alle ein Stück
von der Torte du isst nicht
bist nicht
nicht optimiert
nicht von Bildern verführt
Kälte des Weltalls
auf deinen Knochen

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz
Pfeile einigemale
das Herz durchbohrt da
wo keiner deine Hand hält
in einer viel zu schönen Welt
in der Sonnen mit Leucht
Reklameschildern aufgehn
so schön
und das jeden Tag!
nimmst du die Sprache ab
und zerstörst sie
du bist dein Verhältnis zum Schmerz

ein Scherz bist du
eine Zärtlichkeit
ein sinnentleertes Symptom
das die Grenze beschreibt

du bist die Prinzessin auf der Erbse
die unter der Matratze leidet
weil die Erbse verschwunden ist
und Eduard mit den Scherenhänden
der sich nicht traut irgendwen
nochmal in die Arme zu nehmen
aus Angst
vor sich selbst

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz
du weißt die Insel
auf der du ruhst
ist ein hungriger Fisch
aber manchmal
schläfst du noch auf ihr
allem zum Trotz

der Tod war gestern
und wird morgen wieder sein
er macht dir keine Angst mehr
tropfenförmig sickert
dein Abstand ins Leben ein
du bist die die Widerstand leistet

Selten
finden heute noch Berührungen statt
während die andern sich Make- up auf die Haut schmieren
willst du Haut eher loswerden
also ritzen schaben schneiden
um zu sehen
was Grenze meint
welche Bindungen heute
noch echt sind
du bist
dein Verhältnis zum Schmerz

Unterschied bist
Verhältnis
Beziehung und Wirklichkeit
hängst in der Luft
dehydrierst nicht am Digitalen
bist ohne Preis ohne Wert
ein Begreifen
eine Erde die in die Sonne stürzen wird
irgendwann
bist der Abstand der sich nicht
überbrücken lässt
du bist
dein Verhältnis zum Schmerz

im Sonnenlicht bist
schlägst dem Tod ins Gesicht
und dem Ich
du lässt dich nicht googeln
du bist die Krise der Kommunikation
die Neigung zum Verstummen
und die zärtliche Wunde
offen wie wortlos
ein ewiger Bund

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz
die Bildung des Geistes bist
die radikal mit dem Gewesenen bricht
bei jeder Blume zu verweilen
das Andere an ihr als Abgrund zu begreifen
als Schönheit und Trennung
Trennung und Schönheit

du bist
der nur singbare Rest
für den keine Syntax erfunden wurde
keine Metapher gebaut
Haut durch die
etwas hindurchbrach
einfach
wahr und ohne Pracht

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz
du bist

Herz

Herz bist du
weil Sein Schmerz ist
Schattenkind
ergibst dich wo das Wort zerbricht
und dringst in die Rillen vor
Näherin die das Weben nie vollendet
trägst das Dasein
unverfügbar
haltloser halt im kurzen Aufenthalt Atmen
Schwermut und Mut

du bist Herz
die Nähe der Ferne
wieder und wieder: Näherin Weberin inneres Kind
bist die Rettung der Erde sie zu schonen
du bist
dein Verhältnis zum Schmerz

du bist
dein Verhältnis zum Schmerz
gebietest Distanz
und gibst Würde
wo alles Kapital werden muss
bleibst in der Urferne
duftest fremd
das Späte ist deine Gangart
ungesehen verschleift es sich
vollzieht den Riss
gegen den nichts hilft
außer Geduld und Warten
das Ertragen bist
und das Dahingeben
in einem Zuviel an Welt
zwischen youtube und self- tracking
bist Schnecke zwischen den Schnelligkeiten
willst nichts und kannst nichts
und hast alles längst wieder verlernt du
bist

Epilog noch: in die Freiheit fallen
wieder du bist
dein Verhältnis zum Schmerz
Herz und Öffnung für andere
auch wenn sie sich abschaffen
um als Spezies zu

überleben bleibst du
dein Verhältnis zum

Schmerz

:
gewisse
Wunder finden: dich

wie es mich wachhielt
zeigte Engel bei Ort Zeit
zeitzonenweit
ohne Worte

Sterne und Boden
weit entfernt aus
der Mitte heraus

katapultiert und neu
aufgespannt

:
im Schimmel
aufblicken zu
den Bergen

ohne Gesicht sein wollen
und nicht da wo
der Boden sich kringelt
Luftzüge in dir
die steigen und fallen
und leicht sind sie
bringen dich zu Bruch
wiegen nichts

die Schweiß Nächte
vermessen im Zwang wieder
und wieder barfuss gehen
iss dein Hemd auf
bist aus Schlamm gebaut
deine Kopfhaut es modern
die Haare

einfach sein wollen
wie ein Reh
und noch düsterer als der Berg
doch es gibt keine Tür
aus dir deine Augen versanden
es hilft nichts du musst
wieder ins Kleine einsteigen

jetzt

 
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